Ford Taunus G13 / G4B

Geschichte
Am 08. Januar 1952 stellte Ford Köln dem Publikum einen besonderen Wagen der unteren Mittelklase vor. Die erste vollkommene Neuentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, den 12m (G13), intern P1 genannt. Ein Wagen, der in seiner Formgebung vollkommen neuartig war. Ein "Gedicht aus Stahl", ein "Raumwunder" oder aber "Aussichtswagen" wie es die Presse nannte. Ein Wagen, dessen Entwicklung bereits im Jahr 1949 begann und auf Ideen des amerikanischen Mutterwerks in Detroit zurückführt.
Neben Borgward enstand die erste deutsche Ponton-Karosserie aus Köln im Kielwasser der Entwicklungen des englischen Schwesterunternehmens und deren Errungenschaft des Ford Consul und Zephyr. Die Erfahrungen mit selbstragenden Karosserien waren noch zu gering, so dass man sich Unterstützung von Ford in Frankreich holte.
Diese Innovation stellte keinen Vergleich mehr zum Vorgänger dar: großzügig dimensionierte Fenster boten eine neuartige Umsicht, eine durchgehende Sitzbank nach amerikanischem Vorbild bot dank moderner Dreigang-Lenkradschaltung viel Platz. Eine konfortable Einzelradaufhängung der kleinen 13 Zoll Räder löste antiquierte Querblattfedern der Vorderachse ab während die bisherige hintere Starrachse auf länglich angeordneten Blattfedern ruhte. All diese Erneuerungen lenkten davon ab, dass unter der Haube immer noch der alte Motor mit seitlichem Ventilen für den "temperamentvollen" Antrieb sorgte. Durch den Einsatz anderer Kolben und neu gestalteter Verbrennungsräume konnte die Verdichtung erhöht werden, was eine Leistungssteigerung von 34PS auf 38PS zur Folge hatte. Bekannt sind mittlerweile auch die ursprünglichen Schwierigkeiten der Namensgebung. Nach Köln, Taunus, Eifel und Rheinland hätte man für diesen neuartigen Wagen folglich den Namen Hündsrück wählen müssen. Der Namen mutete wenig attraktiv an, so dass man sich für den bereit bewährten "Taunus" entschied und zur Abgrenzung zum Vorgänger mit einem "M" für Meisterstück ergänzte. Die 12 verwies freilich auf den Hubraum von 1.2l. Als unverwüstliches Wahrzeichen trägt der Wagen die Weltkugel im Kühlergrill - ein Symbol für Export.
Im ersten Produktionsjahr wurden zuerst Limusinen in der eigens für den G13 errichteten Montagehalle F in Köln-Niehl montiert bis im Folgejahr ein Kombi (G13K) das Portfolio ergänzte. Ein äußerst attraktives Cabrio vom Karosseriebauer Karl Deutsch vervollständigte die Produktpalette - das Langenthal-Cabrio von 1952 hingegen blieb ein Prototyp. Der Kastenwagen (G13AC) kam ebenfalls 1953 hinzu wie auch ein Pick-Up (G13U)
Ein Jahr später, 1953, folgte ein Sparvariante des 12m, der Taunus 12 (G13A). Neben dem Absatzmarkt fehlte es dem Wagen an allen Annehmlichkeiten. Stahlrohr-Einzelsitze, altmodische Mittelschaltung und fehlender Chromzierat, Heizung, Zeituhr oder Aschenbecher sorgten bei diesem „Gebrauchswagen von vollendeter Zweckmäßigkeit“ für puristische Fahgefühl.
Im Folgejahr, 1955, folgte ein 12m mit modifizierter Front - der G13-55 mit 28 vertikal angeordneten "Zähnen" im Kühlergrill. Mittlerweile musste Ford auf die Konkurrenz von Borgward, Opel und VW reagieren, so kam auch ein Wagen mit 1.5l starkem Motor ins Angebot. Um die Attraktivität des 15m (G4B) in den Vordergrund zu stellen, verlor der 12m-55 die Chromkappen der Raddeckel und ebente den Weg des Schwestermodelles. Beim 15m nahm man endlich vom Vorkriegsmotor Abschied und entwickelte eine Konstruktion mit hohlgegossener Kubelwelle, hängenden Ventilen und seitlichen Nockenwellen.
Ein optischer Leckerbissen wurde im September '55 auf der IAA in Frankfurt präsentiert: der 15m de Luxe. Mit opulentem Haifischgebiss, modischer Zweifarblackierung, amerikanisch wirkenden Stoßstangen, Weißwandreifen und viel Chrom setzte dieser Wagen Akzente.
Neben dem noblen Ponton wurde auch ein anderen 15m mit entsprechendem Facelifting ab Januar 1955 angeboten. Vom Kühlergrill, Scheibenwaschanlage, schlauchlosen Reifen, Rückfahrscheinwerfern und Makeup-Spiegel abgesehen bot dieser jedoch keine maßgeblichen Veränderungen.
Die Typenvielfalt von 12m und 15m kam bei den Käufern jedoch nicht so gut an und endete eher in Verwirrung. So entschied Ford USA den 15m aufzugeben und das Marksegment durch den 17m P2 aufzufüllen. Der 12m lebte weiter - jedoch überarbeitet. Der neue Wagen verlor die Weltkugel und erhielt statt derer eine Bauchbinde, die ihm den Beinamen "Streifentaunus" einbrachte. Neben dem niedrigeren Dach gab es jedoch keine signifikanten Veränderungen. Trotz der ursprünglichen Aufgabe des 15m befürchtete man nun aber, zu viele Kunden an den Mitbewerb zu verlieren und bot erneut gegen Aufpreis einen 1.5l Motor als "12m Super" an. Die Produktpalette umfasste eine Limousine, einen Kombi und ein Cabriolet. Im August 1962 endete die Ära des "Projekt 1" und wurde erfolgreich mit dem P4 fortgesetzt. Vom Weltkugeltaunus entstanden 247.174 12M und 127.942 15M, vom Streifentaunus 245.614 Einheiten, davon 56.843 mit dem 1,5-Liter-Motor.
Technische Daten
| Taunus 12M (1952) | Taunus 15M (1955) |
Motor |
4-Zylinder-Viertakt/Reihe |
4-Zylinder-Viertakt/Reihe |
Hubraum |
1172 cm³ |
1498 cm³ |
Bohrung x Hub |
63,5 * 92,5 mm |
82 * 70,9 mm |
Kurbelwelle |
dreifach gelagert |
dreifach gelagert |
Leistung |
28 kW (38 PS) bei 4250/min |
40 kW (55 PS) bei 4250/min |
Max. Drehmoment |
74 Nm (7,56 mkp) bei 2200/min |
120 Nm bei 2400/min |
Verdichtung |
6,8 : 1 |
7,0 : 1 |
Ventilsteuerung |
stehende Ventile, untenliegende Nockenwelle |
hängende Ventile, untenliegende Nockenwelle |
Getriebe |
Dreigang, teilsynchronisiert, Viergang (optional ab 1954) |
Dreigang, voll synchronisiert ab 1957,Viergang (optional ab 1954), Lenkrad-/Mittelschaltung,Halbautomatik (optional ab 59)
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Aufhängung vorn |
Doppelquerlenker, Schraubenfedern, hydraulische Dämpfer |
Doppelquerlenker, Schraubenfedern, hydraulische Dämpfer |
Aufhängung hinten |
Starrachse, Blattfedern längs, hydraulische Dämpfer
|
Starrachse, Blattfedern längs, hydraulische Dämpfer |
Bremsen v/h |
Trommeln, Einkreis, Simplex |
Trommeln, Einkreis, Simplex |
Reifen |
5.60 - 13 |
5.60 - 13 |
Höchstgeschwindigkeit |
112 km/h |
128 km/h |
Leergewicht |
850 kg |
930 kg |
Radstand |
249 |
249 |
Länge |
4030 mm, 4070 mm (Cabrio) |
4060 mm |
Breite |
1580 mm, 1570 mm (Kombi, Lieferwagen, Pickup) |
1580 mm |
Höhe |
1550 mm, 1615 mm (Kombi, Lieferwagen, Pickup) |
1550 mm
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Modellübersicht
Taunus 12m '52 (1952 - 1955)
Taunus 12m
Januar 1952 - Dezember 1954
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Taunus 12
Januar 1953 - Juni 1955
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Taunus 12m
Pickup / Langenthal Prototyp
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Taunus 12m '55 (1955 - 1957)
Taunus 12m-55
Januar 1955 - August 1957
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Taunus 15m '55 (1955 - 1957)
Taunus 15m-55
Januar 1955 - August 1957
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Taunus 15m de Luxe
September 1955 - August 1957
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Taunus 12m '58 (1957 - 1959)
Taunus 12m-58
August 1957 - August 1959
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Taunus 15m '58 (1957 - 1958)
Taunus 15m-58
August 1957 - Juni 1958
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Taunus 12m '60 (1959 - 1962)
Taunus 12m-60
September 1959 - August 1962
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